Die Geschenke von Walter Gropius an Alma Mahler

Innerhalb des Briefwechsels werden bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges immer wieder Geschenke von an erwähnt, die nicht nur Aufschlüsse über den Charakter der Beziehung geben, sondern auch Einblicke in den Geschmack, die Ästhetik sowie die kulturellen Einflüsse des Schenkenden wie der Beschenkten. Unter den übersendeten Präsenten befanden sich dabei sowohl Bücher, Noten, Schmuck und andere Aufmerksamkeiten als auch Entwürfe von kleineren kunstgewerblichen Gegenständen, die eigens für anfertigte und die bisher in der Gropius-Forschung unbekannt waren.

Die ersten Geschenke, von denen der Briefwechsel erzählt, schickte 1910 zu ihrem Geburtstag am 31. August. Darunter waren verschiedene Bücher, wobei nur namentlich erwähnt wird, und die Noten des von (WG56). Schon zuvor hatte Buch innerhalb der Korrespondenz vielfach eine Rolle gespielt (WG21, AM14 und WG56), während die übersendeten Noten auf als Musikerin Bezug nahmen und mit der Bitte, das Stück einmal von Dir [auf dem Klavier] zu hören, ergänzt wurden (WG62). Zudem übersendete ihr eine antike chinesische Jacke, die er einmal selber auf einem Kostümfest getragen hatte und bemerkte: Daß sie schon etwas ruiniert ist darf Dich nicht stören, sie ist bestimmt 200 Jahre alt (WG62). Bevor die Jacke erhielt, bekam sie einen besonders aufwendig vorbereiteten Geburtstagsbrief, in dem er mit poetischen Worten einen Überraschungsbesuch imaginierte und der ein weiteres Geschenk enthielt: von ihm entworfene , die sich anfertigen lassen oder selbst fertigen konnte (WG58): \unendliche Variationen möglich/ Versch. Farben wähle Du[,] nur hell dunkel – reziproke Ornamente beachten evt. umkehren. Gehänge vertauschen[,] versch. Perlarten. Durchsichtig oder milchig.1 Fehler. schw. Kettchen[.] Gold hatte ich leider nicht[.] Schablone. Trotz der aufmerksam ausgewählten Geburtstagsgeschenke schien sich wohl bewusst, dass er finanziell zu teuren Präsenten nicht in der Lage war: Du bräuchtest \ja/ viel schönere Geschenke mein Lieb […] als meine Kleinigkeiten (WG62). zeigte sich dennoch begeistert: Was hast Du an Liebe alles für mich gethan – in diesen Tagen! – – Die wunderbaren Kragenideen. Ich werde sie alle machen. – 3 davon [Skizze] sind besonders famos – die mach’ ich zuerst. – Und wie rührt mich alles, weil es aus Deinen Händen kommt. – Die Kart.[ause] v.[on] P.[arma] habe ich schon gelesen – freue mich aber unendlich[,] sie jetzt wieder zu lesen. – Brahms – lieb und bedacht von Dir – wie alles . . . . (AM27). Besonderen Eindruck hinterließ die chinesische Jacke, über die sie einige Tage später begeistert schrieb: Die Jacke ist da – wunderbar schön! Ich bin ganz weg! – Ich habe selten so etwas Schönes und Edles gesehen (AM29).

Bis zu ihrer Abreise nach Amerika Mitte Oktober schien vorerst keine weiteren Präsente erhalten zu haben. Nur zu Weihnachten schickte im Dezember 1910 ein Buch nach New York, dessen Titel der Briefwechsel nicht verrät, das jedoch von als zu journalistisch befunden wurde (AM56).

Im folgenden Jahr nach dem Tod empfing schon vor ihrem Geburtstag mehrere Aufmerksamkeiten. Im Juni schickte neben Büchern, darunter auch (AM74), außerdem ein besonders symbolträchtiges Geschenk als Wertschätzung der einjährigen Korrespondenz – den Entwurf für eine Brieftruhe (WG144, WG145 und WG146). freute sich, kommentierte die Zeichnung jedoch auch kritisch: Die Truhe ist famosin den Seitentheilen. Das Obertheil liebe ich nicht besonders – da ist mir zu viel Circel und zu wenig Einfall. – Innen ist sie entzückend. – Die Seitentheile aber finde ich ausgezeichnet. – Ich glaube, mit dieser Idee – könnte man oben – etwas Gutes machen. – Ich werde sie Dir in Toblach noch einmal geben. Von Dir, will ich nur Vollkommenes (AM74). Nach seinem ersten Besuch in Toblach 1911 übersendete eine faszinirende Kette[.] — Sie ist wunderbar schön! (AM97). Eine Woche später erhielt zudem einen Druck, der ihr große Freude bereitete: Dieser japanische Holzschnitt (ist’s einer?) ist süß. […] Mit seltenem Geschmack und Liebe sind alle die Dinge – die von Dir kommen (AM101). Zu ihrem Geburtstag 1911 schenkte seiner Geliebten wiederum ein Buch, dieses Mal von (AM105), außerdem Entwürfe für einen Umhang und eine Bluse (AM104), wahrscheinlich ebenfalls als Entwurf, da bemerkte: Die Blouse ist wunderbar und ebenso der Shawl — nur in Paris lasse ich mir das machen! (AM105). Monate später, im Januar 1912, berichtete sie dementsprechend: Der Shawl ist da und wunderhübsch – […] Wisse, alles was von Dir kommt[,] ist schön und gut und thut mir wohl (AM127).

Obwohl die Beziehung bereits seit Oktober, vor allem aber seit Dezember 1911 erheblich abgekühlt war, schickte zu Weihnachten, vielleicht auch zum Jahresende, eine Kette, die jedoch nicht rechtzeitig vom Wiener Zollamt abgeholt und deshalb returniert wurde (AMo9). Erst im Februar erhielt nach neuerlicher Sendung endlich die Kette und zeigte sich sehr erfreut (AM131). Das letzte Geschenk von , das sich innerhalb der Korrespondenz bis 1914 nachweisen lässt, empfing im März 1912: Briefkuverts, möglicherweise zusammen mit dem Entwurf für ein Monogramm oder Siegel übersandt (AM133).